Die heilsame Wirkung, die Menschen seit Urzeiten in der Natur spüren, ist wissenschaftlich immer besser zu erklären. „Grünkraft“ nannte Hildegard von Bingen die Essenz all dessen, was die Wälder und Wiesen zum Wachsen und Keimen bringt. Über Düfte, Töne, Lichter und Nährstoffe im Boden kommunizieren die Bäume untereinander und wirken so auf alle Körper um sie herum ein, auch auf den menschlichen. Unsichtbare Pflanzenstoffe stärken das Immunsystem, und in die Atmosphäre des Waldes einzutauchen, beruhigt Herzschlag und Atmung im gleichen Maße wie der Ozean.
Deutschland ist Waldland. Die Wälder sind uns heilig. Selbst der Name „Bochum“ soll sich von „Buchen“ ableiten, die in unserer Stadt einstmals prächtig gediehen. Von den Alpen bis zur Küste der Nordsee beblättern unsere Bäume den Himmel, schenken uns Luft und den Tieren Leben. Jeder Baum ist ein kleines Biotop. Er bietet auf jeder Etage anderen Lebewesen Unterschlupf, Nahrung und Lebensraum. Auf seiner schrundigen Rinde siedeln Flechten, auf den Wurzeln gedeiht Moos, diese sind wiederum Nahrung und Lebensraum für unzählige Lebensformen.
Die deutsche Eiche übertrifft dabei in Alter, Größe und Artenvielfalt viele andere Bäume. In einer Studie wurden auf einer einzigen Traubeneiche
175 Flechtenarten gezählt, ein Zehntel der gesamten Flechtenflora Mitteleuropas. Ihre nahrhaften Früchte locken allerlei Tiere an, Rehe, Wildschweine, Eichhörnchen und Eichelhäher. Besonders der Eichelhäher wirkt als „gefiederter Förster“ und vergräbt unzählige Eicheln als Wintervorrat im Boden, von denen er nur circa zwei Drittel wiederfinden wird – oder möchte? Um so die Ausbreitung seiner geliebten Eiche zu fördern.
Der Verein „Gemeinsam schöner leben“ fördert die Wiederaufholzung deutscher Wälder zum Urwald. Echten Urwald gibt es in Deutschland nur noch in Nationalparks, die gerade einmal 1,9 Prozent der Waldfläche ausmachen. Um die Artenvielfalt zu gewährleisten, muss der deutsche Urwald in den heimischen Wäldern wieder auferstehen. Dafür sind wissenschaftlich spannende Fragen zu klären! So kommen auf einen Hektar Wirtschaftswald rund zehn Kubikmeter totes Holz. Im deutschen Urwald sind es hingegen 140 Kubikmeter. Wie viel totes Holz braucht es also, um ökonomisch wie ökologisch sinnvoll zu sein?
Wer genau hinsieht, erkennt die Antwort bereits: Das tote Holz ist sehr lebendig. Morsche Stämme bieten einer Unzahl an Maden, Pilzen und Käfern eine Heimat. Nur weil diese als Nahrung für uns Menschen (noch) nicht erschlossen wurden, sind diese Biotope ja nicht sinnlos. Im Gegenteil! Das eine dürfte uns die Natur inzwischen gelehrt haben, das im Kleinen die Kraft des Großen verborgen liegt. Bis zum Ende hin gedeiht in den fast Humus gewordenen Baumriesen der Sauerklee, Moose, Pilze und leben Käfer. Der Tod ist voller Leben! Eine fast schon spirituelle Erfahrung in Gegenwart des Waldes.
2007 hat die Bundesregierung eine „Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt“ verabschiedet. Alle Bundesländer stimmten zu, bis zum Jahr 2020 gut zehn Prozent der öffentlichen Wälder verwildern zu lassen. Jedoch ist die Hälfte der Wälder in privater Hand und damit Wirtschaftswald. Unser Verein kauft private Wälder auf und fördert damit die Umsetzung der biologischen Artenvielfalt in unseren Wäldern.
Leider sind artenarme Monokulturen – genau wie in der Landwirtschaft – profitabler. Aber nicht ertragreicher! Gemessen an der produzierten Biomasse, der Gesamtmenge an Proteine, Kohlenhydraten und Vitaminen ist der Urwald dem Wirtschaftswald weit überlegen. Rechnen wir die gemeinnützige Leistung der gereinigten Luft, gesäuberten Böden und gefilterten Bäche mit ein, entsteht pro Hektar ein „Gemeinwohl Gewinn“ von hunderttausend Euro pro Jahr Minimum.
Ein zehn Hektar großes Waldgebiet, welches sich der Verein wünscht, leistet also einen Millionen großen Beitrag zum Gemeinwohl. Für dieses Ziel setzt sich der Verein mit Rat und Tat ein.
Die Natur hat bewiesenermaßen eine heilsame Wirkung auf die Seele des Menschen. Die Natur verstärkt die Erholung, Heilung und innere Würde des Menschen, von der Kindheit bis ins hohe Alter. Besonders diesen beiden Gruppen, den ganz jungen und den ganz alten Menschen, soll eine besondere Förderung zuteilwerden. Der Wert der Natur – den Kontakt zu ihr und die besondere, ja spirituelle Beziehung, die jeder Einzelne im Einklang mit der Natur erleben kann – ist ein verlorenes Gut in der Leistungsgesellschaft. Die Verbundenheit mit dem Kosmos, die das wahre Wesen der Seele ist, soll mit Hilfe des Vereins gefördert werden. Ein Haus soll so grün werden wie ein Baum und die Stadt so grün wie ein Wald. Wir wollen die Stadtbewohner in den Wald bringen und den Wald zurück in die Stadt. Erklärtes Ziel des Vereins sind der Erwerb großer Waldgrundstücke in der Nähe der Stadt. So soll der Bau eines Waldkindergartens, einer Waldschule und eines Waldaltenheimes möglich werden.